Am 1. Mai postet Hoteldirektor Urs Majer auf Facebook: „Seit heute, 1. Mai 2015, bin ich nicht mehr „Mister Walhalla“.“ (siehe Bild rechts)
Die Kommentare reichen von Entsetzen bis Unverständnis vor (auch meiner). Am 5. Mai äussert sich der Präsident von GastroSt. Gallen in der regionalen Zeitung zum Thema. Die neue Besitzerin des Hotels, die Candrian Gruppe, schweigt jedoch eisern. Der Gast hatte kürzlich Gelegenheit mit VR-Präsident Martin Candrian kurz persönlich zu sprechen.
Vorgeschichte: Urs Majer war 16 Jahren Direktor des Hotels Walhalla am St. Galler Bahnhofplatz. Er ist in der Stadt und der Umgebung sehr bekannt, gut verankert und vernetzt und galt als Vorzeige-Hotelier der Stadt.
Das Hotel Walhalla gehörte bis 2006 dem Bierbrauer Heineken. Diese verkaufte damals das Gebäude an die Axa-Winterthur, behielt jedoch die Betriebsgesellschaft «Hotel Walhalla und Terminus». Heineken ist nun wirklich nicht als Hotelmarke bekannt; der Bierbrauer hat nun auch die Betriebsgesellschaft an Candrian Catering verkauft. Candrian seinerseits ist vor allem in der Bahnhofsgastronomie tätig, führt jedoch auch andere Betriebe – in Kürze übrigens auch das Clouds in Zürich.
Laut Zeitung wurde den Angestellten versprochen „fürs Personal habe die Übernahme keine Konsequenzen“, wie das St. Galler Tagblatt schreibt. Nun wurde der Direktor von heute auf morgen freigestellt; Ron Richter amtet seither als „stellvertretender Direktor“.
Fragt man bei Candrian nach, kam die Sache nicht so plötzlich, wie man vermuten könnte. Eine Ablösung des Direktors sei bereits bei den Verhandlungen Bedingung gewesen. Die Freistellung war offenbar noch Sache der ehemaligen Betreiberin Heineken. Die Gründe: Man konnte sich eine Zusammenarbeit nicht vorstellen.
Auch die Mitgliedschaft bei Best Western – die laut Zeitung noch verhandelt wird – hätte Vorbesitzerin Heineken kündigen müssen. Best Western sei ein Auslaufmodell, ist man bei Candrian überzeugt. Klare Worte.
Es fragt sich, wer hier was unklar „kommuniziert“ hat. Auf den ersten Blick scheint es, dass Heineken intern schlecht informiert hat. Damit das klar ist: das ist eine Vermutung des Gastes. Urs Majer war wohl zu selbständig – und wahrscheinlich haben die Vorstellungen schlicht nicht zusammengepasst. Am Rande meinte der Gast auch noch herauszuhören, dass die Gastronomie im Wahlhalla wohl nicht ganz so gewinnbringend ist, wie man gemeinhin annimmt.
Gesagt sein muss auch: Der Direktor zählt nicht zum „Personal“, sondern nimmt eine Sonderstellung ein. Dass seine Entlassung jedoch nicht zuletzt bei den Mitarbeitenden Unsicherheit auslöst, ist klar.
Bei Candrian war man sich im Übrigen klar, dass ein Shitstorm kommen würde: In St. Gallen werden sich früher oder später die Wogen wieder glätten, die klösterliche Ruhe wieder einkehren. Gespannt sein darf man allerdings, was Urs Majer, der in der Stadt als innovativer Hotelier bekannt ist, in Zukunft unternimmt.